Wie ich in einem Stall auf die Idee kam, einen Blog über Mathe-Angst zu schreiben
Im Lauf der Jahre habe ich vielen verschiedenen Menschen Mathematik erklärt. Eines der eindrücklichsten Erlebnisse hatte ich auf einem Reiterhof.
Meine Bekannte war eine energische Frau Mitte dreißig, die den erfolgreichen Hof von Null selbst aufgebaut hatte. Sie meisterte immer wieder neue Herausforderungen und hatte vor nichts und niemandem Angst.
Eines Tages erzählte sie mir, sie mache auf dem zweiten Bildungsweg einen höheren Schulabschluss nach. Vorsichtig fragte sie, ob ich ihr da vielleicht helfen könne. Mathe sei nicht so ihr Ding.
Wir trafen uns in einem Raum im Stall. Unter dem alten Holztisch lag ein Hund, an der Heizung eine schlafende Katze und nebenan hörte man Pferde schnauben. Also alles sehr gemütlich.
Doch als ich das Mathebuch aufschlug, begannen ihre Hände zu zittern.
Rechenschritte und Ergebnisse schrieb sie winzig klein und mit wackeliger Schrift aufs Papier. Manchmal strich sie sie sofort wieder durch. Dazu sagte sie immer wieder Dinge wie „das ist bestimmt falsch“, „ich kann ja kein Mathe“ oder sogar „für sowas bin ich leider zu dumm.“
Ich war völlig baff. Konnte eine erwachsene, erfolgreiche Frau wirklich eine so starke Mathe-Angst haben? Gab es viele, denen es so erging? Mein Interesse am Thema war (wieder) geweckt. Ich bekam unbändige Lust, ihr bei der Überwindung der Angst zu helfen und mich mit den Ursachen von Matheschwierigkeiten näher zu beschäftigen.
Warum bekommen viele, sonst absolut kompetente Menschen schon allein beim Gedanken an Mathe Bauchweh und Schweißausbrüche?
Warum haben manche Erwachsene geradezu traumatische Erinnerungen an den Mathematikunterricht?
Was kann man gegen Mathe-Angst tun und wie kann man Mathematik möglichst angstfrei erklären?
Diese Fragen möchte ich hier nach und nach beantworten.
Eines kann ich vorweg verraten: Meine Bekannte hat es schließlich geschafft. Mit Geduld und Hartnäckigkeit, der richtigen Anleitung und einer veränderten Einstellung zur eigenen Intelligenz.
Nach und nach verlor sie ihre Angst, konnte wieder klar denken und schaffte am Ende auch ihre Prüfungen.